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Das Lusamgärtchen

Ein Ort in Würzburgs Innenstadt, an dem unglücklich Verliebte Blumen niederlegen und bunte Vögel kommen, um schmackhafte Körner zu picken: Das ist das Grab des bekannten deutschen Minnesängers Walther von der Vogelweide (1170 – 1230), das Lusamgärtchen. Umgeben von Bäumen und Blumen hat sich der ummauerte Innenhof zum stillen Treffpunkt entwickelt. In direkter Nachbarschaft zum Kiliansdom erhebt sich die Kuppel der Neumünsterkirche.

Etwas versteckt, an der Nordseite des Gotteshauses, führt ein fast unscheinbarer Durchgang in das Lusamgärtchen. 1930 ließ die Stadt Würzburg dort einen Gedenkstein für den berühmten Minnesänger errichten. Der Muschelkalkblock wurde von Fried Heuler gestaltet. Eine rundumlaufende Inschrift zitiert einen Spruch von Hugo von Trimberg: „Herr Walther von der Vogelweide, swer dez vergaeze, der taet mir leide“.

Auf der Oberfläche sind Vertiefungen für Wasser und Körner eingearbeitet. Diese nehmen Bezug auf den überlieferten Wunsch des Sängers, täglich die Vögel an seinem Grab zu füttern, um so seinen Lehrmeistern auf ewig zu danken und andere Menschen zu inspirieren. Sonnenblumen, heißt es, wären ihm besonders lieb gewesen, da die
Sonnenblumenkörnchen das perfekte Vogelfutter sind.

Auf dem Gedenkstein finden sich häufig Rosen oder kleine Blumensträußchen. Denn es heißt, wer Blumen auf dem Gedenkstein ablegt, würde Linderung seines Liebeskummers erfahren. Der Lyriker ist für seine Liebeslieder, die von unerfüllter Liebe handeln, bekannt.

Der Name „Lusamgärtchen“ – legt man die lateinische Wortbedeutung zugrunde – bedeutet so viel wie „Gärtlein der Spielenden“ oder auch „Gärtlein der Scherzenden“. Im Hof muss auch schon in früheren Jahrhunderten eine Grünfläche gewesen sein, da er zunächst auch „Grashof“ genannt wurde. Der Künstler Kerim Seiler ersetzte im Jahr 2015 die Holzbretter einer Sitzbank durch farbig lackierte Lärchenholzbretter. Das Sitzmöbel sollte mit seinen Farben Bezug auf ein Lied des Minnesängers nehmen. Es ist eines von drei Kunstwerken Seilers.

Die roten Sandstein-Säulen, die im Lusamgärtchen stehen, gehören zum ehemaligen Kreuzgang des Stifts Neumünster. Dieser wurde Ende des 12. Jahrhunderts errichtet. Er war in einem angrenzenden Wirtschaftsgebäude verbaut und lange Zeit vergessen, bevor er 1883 wieder entdeckt und im damaligen Luitpold-Museum auf der Festung Marienberg ausgestellt wurde. Etwa 1930 kam der Kreuzgang dann wieder in die Nähe seines ursprünglichen Standortes im Lusamgärtchen.

Die eingearbeiteten Reliefs gehören zu den ältesten erhaltenen figürlichen Plastiken in Würzburg. Sie stellen Christus als Allherrscher und St. Kilian in bischöflicher Kleidung dar. Der Würzburger Dom wurde nach dem heiligen Kilian benannt. Die Pieta (Figurengruppe aus rotem Sandstein) von Lukas Anton van der Auwera aus dem Jahr 1764 wurde Anfang der 1990er Jahre ins Lusamgärtchen versetzt und hatte vorher ihren Standort im Vorgarten des Anwesens Franz-Ludwig-Straße 9. Über den Ort des Grabes und die lateinische Inschrift sind lediglich die Angaben des Würzburger Protonotars Michael de Leone, Auftraggeber für die Würzburger Liederhandschrift, bekannt.

Er gibt das Epitaph wieder:

Der du eine Weide für die Vögel, Walther, im Leben warst,
der Sprache Blüte, der Weisheit Mund, verstarbst.
Folglich möge deine Redlichkeit etwas Goldenes haben.
Wer dies hier liest, „Gerechter Gott erbarme dich!“, soll sagen.

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