300 Jahre Würzburger Residenz

Barocker Prachtbau feiert Jubiläum

Am Rande der Innenstadt steht das wohl eindrucksvollste Bauwerk Würzburgs – die Residenz. Früher der Wohnsitz der Würzburger Fürstbischöfe, gilt sie heute als eines der bedeutendsten Gesamtkunstwerke des Barock und feiert im Frühsommer diesen Jahres ihre 300-jährige Grundsteinlegung. Sie ist ein internationaler Besuchermagnet und beherbergt im eindrucksvollen Treppenhaus das größte zusammenhängende Deckenfresko der Welt, das von Giovanni Battista Tiepolo stammt.

Für Besucher geöffnet sind rund 40 prachtvoll ausgestattete Räume, unter anderem das Paradezimmer mit dem Spiegelkabinett, der Weiße Saal, das Grünlackierte Zimmer und natürlich der eindrucksvolle Kaisersaal. Die wunderschöne Hofkirche mit ihren sakralen Schnitzereien und der raffinierten Raumstruktur zählt zu den vollkommensten Bauten des 18. Jahrhunderts in Deutschland. In den Räumlichkeiten der Residenz ist auch das Martin-von-Wagner-Museum untergebracht. Es gehört zu den größten Universitätsmuseen in Europa.

Ebenfalls ein besonderes Highlight ist ein Spaziergang im herrlichen, auf mehreren Ebenen angelegten Hofgarten. Eine Führung oder ein Event im historischen Staatlichen Hofkeller eröffnet unter der Residenz eine völlig neue Welt. Zu bewundern gibt es die beeindruckenden Holzfässer mit individuellen Schnitzereien, die besonders wertvollen Bocksbeutel im gläsernen Safe und die mit Hunderten von Kerzen stimmungsvoll illuminierten Weinkeller.

Am 22. Mai 1720 wurde der Grundstein für die von Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn in Auftrag gegebene Würzburger Residenz gelegt. An der Gartenfront misst der gewaltige Komplex 167 Meter und beeindruckt mit 300 feudalen Räumlichkeiten.

Die Planungskoordination und die Bauaufsicht übergab er dem damals noch jungen und unbekannten Architekten Balthasar Neumann. Neben ihm waren die einflussreichsten Architekten und Künstler der damaligen Zeit beteiligt. Hinzu kamen zahlreiche Dekorationskünstler wie das „ornamentale Genie“ Antonio Bossi, Giovanni Battista Tiepolo, der 1751/52 mit der Ausmalung des Gewölbes im Kaisersaal sein Debüt nördlich der Alpen gab und der als bedeutender Freskenmaler des 18. Jahrhunderts gilt. Dabei fand sein Werk so großen Anklang, dass ihm der Fürstbischof anschließend auch die Ausgestaltung der Wölbung des beindruckenden Treppenhauses anvertraute. So entstand das größte zusammenhängende Deckenfresko, das jemals gemalt wurde.

Durch diese Vielzahl an Mitwirkenden wurde die Residenz Würzburg eine kreativ-schöpferische Gemeinschaftsleistung und ist heute noch einer der strahlendsten Fürstenhöfe des 18.  Jahrhunderts. Seit dem Jahr 1981 darf sich die Residenz mit dem Titel UNESCO-Welterbe schmücken. Sie ist damit das erste Bauwerk in Bayern, dem diese Ehre zuteil wurde.

Trotz der fast 90-prozentigen Zerstörung Würzburgs im Zweiten Weltkrieg blieben der Spiegelsaal und das Treppenhaus mit seiner kühnen Dachkonstruktion unversehrt. Die Fresken von Tiepolo in Treppenhaus und Kaisersaal sowie die Stuckdekoration von Bossi im Weißen Saal konnten gerettet werden. Ebenso die wertvolle Ausstattung wie Lüster, Wandteppiche, Ölgemälde,
Spiegel, Holzvertäfelungen, Tische, Stühle und Bänke, die aus allen Räumen rechtzeitig ausgelagert worden waren. Das Spiegelkabinett wurde im Jahr 1987 vollendet und die Wiederherstellung der Residenz damit abgeschlossen.

Heute kann die Residenz das ganze Jahr über besichtigt werden. Beim überregional beliebten Mozartfest erklingen jedes Jahr in der Residenz und im Hofgarten bekannte Melodien.
Im Jahr 2017 wollten knapp 350.000 Menschen das Würzburger Welterbe erleben. Die Residenz ist damit die meist besuchte Sehenswürdigkeit in Unterfranken und sie liegt in Bayern auf Platz fünf.